09.02.2023  Von   Zalvus

Gewusst-wie // Online-Bewerbungsgespräche richtig führen

Die Pandemie hat das Bewerbungsgespräch vom Konferenzraum auf den Computerbildschirm verschoben. Immer mehr Interviews finden online statt. Das bietet neue Möglichkeiten der Flexibilität, aber auch der Konflikte. Wir verraten, was Sie beachten müssen.

Im Bewerbungsgespräch treffen Recruiter/in und Bewerber/in das erste Mal persönlich aufeinander. Schon nach wenigen Sekunden gewinnen beide einen ersten Eindruck von der gegenübersitzenden Person - und das ganz unabhängig davon, ob das Gespräch online oder offline stattfindet. Dennoch lässt sich die gewohnte Bewerbungssituation in den Büroräumen nicht 1:1 in die Online-Welt übertragen. Welche Herausforderungen Sie erwarten und wie Sie Online-Interviews richtig meistern, erfahren Sie in unserem Leitfaden.


Die Vorbereitung


Machen Sie sich mit Ihrer Technik vertraut: Ob Skype, Teams oder Zoom - Sie wissen bereits im Vorfeld, auf welcher Plattform das Gespräch stattfinden wird. Lernen Sie das Programm kennen und finden Sie heraus, welche üblichen Fehler auftreten.  Technische Probleme können nie ausgeschlossen werden, doch Sie sollten wissen, wie Sie sie im Ernstfall schnell beheben können.


Nehmen Sie sich Zeit für die Bewerbungsunterlagen: Wie auch bei Gesprächen vor Ort ist eine sorgfältige Vorbereitung auf Ihr Gegenüber entscheidend. In Zeiten des War for Talents ist eine Massenabfertigung nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen gewinnen die Unternehmen, die sich die Zeit nehmen, individuell auf die einzelnen Kandidat/innen einzugehen. Informieren Sie sich vor dem Gespräch über Ihre/n Gesprächspartner/in. Welche Erfahrungen bringt diese Person mit? Welche Punkte im Lebenslauf könnten Sie ansprechen? Machen Sie Ihre Hausaufgaben, um Ihren Kandidat/innen später zeigen zu können, dass Sie sie ernst nehmen.


Wählen Sie einen ruhigen Ort: Suchen Sie sich einen Arbeitsplatz, der ruhig und neutral ist. Ein Interview vor Ort würden Sie auch nicht in der Mitte eines Großraumbüros durchführen. Online-Kandidat/innen verdienen den gleichen Respekt und die Möglichkeit, sich Ihnen ohne Ablenkungen vorstellen zu können.


Bereiten Sie Ihren Laptop vor: Öffnen Sie alle notwendigen Dokumente, um vergessene Informationen im Zweifel schnell nachsehen zu können. Bereiten Sie zudem ein passendes Programm vor, um sich Notizen zu machen. Stellen Sie sicher, dass alle Pop-ups und Notifications deaktiviert sind. Benachrichtigungen durch E-Mails und Chat-Nachrichten lenken ab.


Das Interview


Augen auf beim Datenschutz: Auch wenn es einfach aussehen mag: Ein Gespräch aufzuzeichnen, erfordert mehr als den einen Klick auf "Aufzeichnen". Sie benötigen auch das Einverständnis Ihres Gegenübers. Wenn Sie also das Feedback anderer Personen einholen und ihnen dafür Ausschnitte aus dem Video zeigen möchten, müssen Sie sich im Vorfeld der Aufzeichnung die Erlaubnis der/des Bewerbenden einholen. Seien Sie zudem bewusst, dass Sie während des Gesprächs nur die Informationen erfragen dürfen, die zur Bewerbung notwendig sind. Das heißt: Verdeckt der/die Bewerber/in den Hintergrund durch einen Filter, dürfen Sie die Person nicht auffordern, diesen aufzuheben.


Schaffen Sie einen Dialog: Lösen Sie sich vom Fragenkatalog und gehen Sie individuell auf die Antworten Ihres Gegenübers ein. Lernen Sie den Menschen dahinter kennen. Dadurch können Sie zum einen besser feststellen, ob die Person zum "Cultural Fit" passt, zum anderen erhöhen Sie dadurch die Chance, dass sich Ihr Gegenüber auch für Sie entscheidet.


Seien Sie transparent: Seien Sie konkret und ehrlich, wenn Sie über Ihr Unternehmen und die Vakanz sprechen. Es hilft weder Ihnen noch Ihrem Gegenüber weiter, wenn Sie "Wischi-Waschi“-Ausflüchte suchen und keine Antworten auf die gestellten Fragen geben. Sprechen Sie proaktiv an, was Sie die Position wirklich auszeichnet. Vollkommene Transparenz im Bewerbungsgespräch stellt sicher, dass Ihre neuen Mitarbeitenden die richtige Erwartungshaltung an den Job mitbringen. Eine Person, die drei Wochen nach Jobantritt direkt wieder kündigt, kostet Zeit und Geld.


Lernen Sie von Sales: Halten Sie sich nicht zurück, wenn es um die USPs und Besonderheiten Ihrer Vakanz geht. Wovon profitieren Mitarbeitende? Welche Vorteile würden den Bewerber/innen entgehen? Warum sollte sich Ihr Gegenüber trotz der Auswahl auf dem Markt ausgerechnet für Ihr Angebot entscheiden? Leistungen wie Bonuszahlungen, Vorsorgeangebote und New-Work-Faktoren tragen maßgeblich zur Entscheidungsfindung der Kandidat/innen bei. Halten Sie sich also nicht zurück, sondern verkaufen Sie Ihre Vakanz als wäre es Ihr Produkt. Wie genau das gelingt, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag: "Was Recruiting von Sales lernen muss".


Reden Sie über das Teamgefühl: Da Sie sich im Online-Interview befinden, fällt die Führung durch das Unternehmen weg. Der/Die Bewerber/in hat keine Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von der Firma und den anwesenden Kolleg/innen zu machen. Sprechen Sie die Art der Zusammenarbeit deshalb proaktiv an und zeichnen Sie ein realistisches Bild, welches Miteinander die Person erwartet.


Geben Sie einen Ausblick auf den weiteren Prozess: Verraten Sie Ihren Kandidat/innen, wann und wie genau es weitergehen wird. Welche weiteren Schritte kommen auf die Person zu? Wann ist mit einer Zu- oder einer Absage zu rechnen? Informationen wie diese helfen Ihren Gesprächspartner/innen, sich im Prozess zurechtzufinden und sich wohlzufühlen.


Die Bewertung


Ignorieren Sie nonverbale Signale: Auch wenn Sie Ihre/n Gesprächspartner/in auf einem Bildschirm gesehen haben, sollten Sie darauf verzichten, die nonverbalen Signale zu deuten. Diese werden durch die Technik schnell verzerrt. Ziehen Sie diese also nicht in die Entscheidungsfindung mit ein.


Achtung vor dem Proximity Bias: Wir neigen dazu, die Personen zu bevorzugen, die uns körperlich nah sind. Wer sowohl offline als auch online Bewerbungsgespräche führt, stellt tendenziell eher die Personen ein, die er/sie vor Ort erlebt hat. Ziehen Sie diese Verzerrung mit Ihre Urteilsfindung ein und differenzieren Sie, ob Ihre Entscheidung wirklich auf objektiven Faktoren beruht.


Walten Sie milde: Vergessen Sie nicht, dass viele Bewerber/innen das erste Mal Online-Interviews durchführen und nicht vor Bildschirmen aufgewachsen sind. Unsicherheiten und Nervosität gehören mit dazu und haben nichts mit der tatsächlichen Kompetenz der Person zu tun.


Wenn Sie all diese Punkte beachten, dann wird das Bewerbungsgespräch – egal, ob online oder offline – zum Erfolg!


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